wir sinds. Es geht also wieder auf die Straße, das bedeutet fahren, campen, schlafen im Auto und die Mittagsmahlzeiten werden wieder etwas fettiger ausfallen. Es gibt Fish' n Chips und Burger, Sushi, manchmal Chinanudeln, das sind so die billigsten Mahlzeiten die wir viel zu oft essen. Aber es ist halt günstig und macht ziemlich lange satt. Noch ein Abschiedsfoto mit unseren Gast- und Arbeitgebern und ab geht's in den wilden Osten Neuseelands.
Die ohnehin schon geringe Bevölkerungsdichte nimmt weiter ab, besonders Weiße trifft man kaum noch, alles östlich von Opotiki scheint in Maorihand zu sein. Ortschaften, sofern man diese spärlichen Ansammlungen von Häusern so nennen kann, werden immer rarer. Man kann eine halbe Stunde Auto fahren ohne ein Haus, Mensch, Hund, Katze oder Maus zu sehen. Es kommt einem auch niemand entgegen. Die Straße, die sich hier an der Küste entlang schlängelt, bietet spektakuläre Aussichten und ist praktisch leer, da kann man auch gefahrlos seine Kühe bewegen.
Wir halten an einem langen Steg, der schon seine besten Jahre hinter sich hat. Kurz die Angel rein - nichts, weiter.
Wir besuchen inzwischen nur noch kostenlose Zeltplätze, außer wenn wir mal eine Dusche brauchen. Auf diesen gibt es meistens nur ein Plumpsklo, manchmal auch Wasser, das abgekocht werden sollte. Einen solchen finden wir dank der NZ Camping App auch am East Cape, oder besser gesagt kurz davor.
Das eigentliche East Cape, inklusive Leuchtturm, befindet sich noch zehn Minuten mit dem Auto, weiter die Schotterstraße entlang. Trotzdem gibt es schon reichlich Hinweise darauf, daß wir jetzt am östlichsten Punkt der Welt sind. Hier ist die östlichste Tankstelle, dort ist das östlichste Cafe, und wir sind auf dem östlichsten Zeltplatz - und da, da ist ja auch die östlichste Kunstausstellung der Welt! Interessant, was sich mit Strandgut alles anstellen läßt.
Okay, okay, wir haben es kapiert, hier geht also die Sonne zu aller erst auf, die Frage lautet nun aber Wann? Unter uns Campern entwickelt sich eine heiße Debatte, Google fragen geht nicht, auf dem östlichsten Zeltplatz der Welt gibt es nämlich genau null verfügbare Mobilfunknetze - was allerdings auch für viele andere zutrifft. Einige überlegen wohl, morgen früh zum Leuchtturm zu fahren und sich das Spektakel anzusehen.
Wir schlafen aus, das bedeutet in der Regel irgendwas zwischen halb acht und halb neun. Die Sonne ist natürlich schon aufgegangen - hinter einer dicken Schicht Wolken. Wir fahren trotzdem zum Leuchtturm. Natürlich gibt es auch hier wieder einen... na? einen Track, genau.
Leuchttürme haben die Eigenschaft, besonders vom Wasser aus, sehr gut sichtbar zu sein. Um dies zu erreichen baut man sie bevorzugt auf Hügeln, sofern es welche gibt. Wie ihr sicherlich schon mitbekommen habt, gibt es hier sehr, sehr, sehr viele Hügel. Darum besteht der Track diesmal ausschließlich aus Stufen, und zwar aus sehr, sehr, sehr vielen Stufen. Wir steigen 20 Minuten lang Treppen.
Oben angekommen holen wir erst mal tief Luft, soll ja gesund sein, so frische Luft am Meer. Wie versprochen steht hier ein Leuchtturm und die Aussicht ist ganz passabel. Wir strammen unsere Waden und steigen die Treppe auch wieder hinunter.
Von Meg und Mike haben wir einen Tipp bekommen. Es handelt sich um ein Kanu, so an die 100 Meter lang, welches die Maoris vor vielen Jahren gebaut haben. Es wurde jedoch nie zu Wasser gelassen, weil man davon ausgegangen ist, dass es aufgrund der hohen Last, einfach in der Mitte durchbrechen würde. So blieb es also einfach an Land und rottet jetzt vor sich hin.
Die Kiwis sind ja bekannt für ihr Improvisationstalent. Da darf man sich auch nicht wundern wenn statt Briefkästen, ausrangierte Mikrowellen vor den Einfahrten auf Post warten. Man kann sie verschließen und die Post bleibt trocken.
Etwas weiter südlich, gibt es wieder einen langen Steg, deutlich länger und besser gewartet. Wir werfen unsere Köder aus, aber bis auf ein paar kleine Bisse interessiert sich niemand dafür. Langsam kommen auch immer mehr örtliche Angler. Der eine hängt ein netzartiges Gebilde mit etwas Köder drin ins Wasser und bindet es am Steg an. Eine halbe Stunde später kommt er wieder, zieht es raus und befördert eine Languste zu Tage.
Wir fahren auf eine kleine Halbinsel, die uns Ulrike und Bernie empfohlen haben, Mahia Peninsula, ein kleiner flacher Fluss fließt hier ins Meer. Die Gezeiten drücken bei Flut immer Salzwasser in die Mündung, bei Ebbe fließt alles wieder ins Meer. Ein paar Lokale ziehen ein Netz, an Stöcken befestigt, durch den Fluss und fangen eine Flunder.
Als nächstes verschlägt es uns in den Te Urewera National Park. Eine laaaaange, sehr kurvenreiche, verschlungene Schotterstraße führt von Waiora aus nach Norden. Im Gebiet des Nationalparkes gibt es diverse Seen, unzählige Tracks zum Wandern, Flüsse, Wasserfälle, Regenwälder, waghalsige Felsformationen und Steine die so weich sind, dass man sie mit den Fingern zerreiben kann... wie immer das volle Programm. Man munkelt, in den hiesigen Seen und Flüssen sollen sich die Forellen stapeln. Es gibt sogar einen See, in dem eine Insel ist. Auf dieser Insel befindet sich ein weiterer See in dem sich wiederum eine Insel befindet.
Da der Weg hier hoch so beschwerlich war, bleiben wir noch eine Nacht. Nachdem wir gerade von einem Campingplatz mit Dusche kommen, nehmen wir also wieder einen kostenlosen.
Das Wetter meint es nicht so gut mit uns. Es regnet viel seit einiger Zeit, aber nur einen ganz feinen Nieselregen. Es ist, als ob das Wasser, welches verdunstet, sofort wieder am feinen Nieselregen kondensiert und zu weiterem Nieselregen wird - ein Teufelskreis. Daher haben wir es doch tatsächlich versäumt ein gescheites Bild von dem See zu machen. Immerhin habe ich einen der vielen Schwarzen Schwäne festgehalten, die hier leben und die Wiese abwatscheln.
Der Campinganhänger im Hintergrund scheint unbewohnt, ist er aber nicht, plötzlich kommen zwei Typen mit Auto und Bootsanhänger inklusive Boot angefahren und packen ihren Fang aus. Braune Forellen, vom Boot aus mit Fliegenrute gefangen. Sie bezeichnen sich ganz unverhohlen als Neuseelands beste Fliegenfischer. Stefan bekommt eine Unterrichtseinheit, wie man denn nun genau solch eine Rute überhaupt auswirft. Eine sehr spezielle Art zu fischen.
Es ist soweit, mein Geburtstag steht an. Der Nieselregen hat ins im Griff, Stefan lädt mich zum Essen ein und ich spendiere eine Flasche Ouzo. Die Party findet also im Wohnzimmer statt.
Leicht verkatert bewegen wir uns weiter Richtung Wellington. Dabei fahren wir durch den Ort mit dem längsten Namen der Welt. Es ist so schon nicht leicht, die vielen Namen der Städte in Maorisprache mit englischem Kiwiakzent auszusprechen, geschweige denn, sie sich zu merken. Ihr könnt es ja gerne mal versuchen.
In ein paar Tagen fährt unsere Fähre nach Picton auf die Südinsel. Leider haben wir etwas zu spät gebucht und nur noch die Nachtfähre, welche um 2.30 Uhr morgens ablegt, bekommen. Wir verabreden uns mit Lee. Als ich vor vier Jahren auf der Südinsel war, habe ich eine Zeitlang für sie gearbeitet. Sie lebt jetzt in Wellington im ehemaligen Haus ihrer Mutter mit ihren zwei Kindern Jesse (14) und Tui (9).
Wir bleiben eine Nacht bei ihr, besuchen das kostenlose Te Papa Museum, den Hafen und die bekannte Cuba Street, gehen zusammen Essen und unterhalten uns über vergangene Zeiten. Es ist fast so, als hätte ich sie gestern zum letzten Mal gesehen.
Hafenpromenade |
Cuba Street |
Sprungturm am Hafengelände |
Wellington bei Nacht |
Ich esse noch ein paar von unseren Mandarinen und Stefan bestellt sich ein anständiges Frühstück.
Jetzt noch rückwärts einparken, und die Südinsel liegt uns zu Füßen.
Nun müssen wir aber wirklich los zum Autodeck, sonst fahren wir wieder zurück auf die Nordinsel. Wir steuern den nächstbesten kostenlosen Campingplatz an und nehmen noch ein Mütze Schlaf.
In zwei Wochen haben wir eine kleine Hütte für Silvester in der Nähe von Murchison gebucht. In einem Gebiet mit 4 großen Flüssen voller Forellen - hoffentlich. Es macht keinen Sinn jetzt den Süden der Insel zu erkunden und dann wieder zurück nach Norden zu fahren wo unsere Hütte ist. Lee hat einen Freund von sich angerufen und gefragt ob wir bei ihm über Weihnachten wooffen können. Normalerweise nimmt er nur nette Mädchen, aber wir können gern vorbeikommen, im Moment ist keiner da. Er wohnt in einem Tal durch den sich der Motueka Fluss windet. Ngatimoti. Greenhill Road. Das letzte Haus am Ende der Schotterstraße. Mike.
Eine dicke Schicht Wolken schiebt sich durch das Tal. Wir sind schon gespannt was für Arbeiten auf uns warten.
Der Weihnachtsmann kommt hier in Neuseeland selbstverständlich nicht auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten. Erstens gibt es hier keine Rentiere und zweitens auch keinen Schnee, außer in den Bergen. Die bevorzugten Fortbewegungsmittel auf denen ich ihn gesehen habe, waren entweder auf dem Surfbrett, im Hubschrauber oder im Postauto. Also lieber Santa, hier ist mein Wunschzettel für dieses Jahr.
Dear Santa, this year all i want for xmas is a fat bank account and a skinny body. Lets try not to mix the 2 up, like you did last year! |
Seid ganz lieb gegrüßt. Ein frohes Fest im Kreise eurer liebsten wünschen euch Stefan und Andreas.