Freitag, 20. Juni 2008

Deutsche Flexibilität




Hier eine kleine Anekdote zum Thema, die ich gefunden habe und sofort eine bedenkliche Erheiterung bewirkte:

"In den 70er Jahren fuhr mein Vater in seiner damaligen Rolle als Kommunalpolitiker einer niedersächsischen Großstadt auf eine Dienstreise nach Schweden. Unter anderem wurde der Delegation dort ein Wohnungsbauprojekt vorgestellt. Ein Aspekt des Projektes erschien meinem Vater eigentümlich: zwischen den Häusern, den Parkplätzen und den öffentlichen Zufahrtswegen waren keine Wege angelegt worden, auf denen die Bewohner hätten gehen können. Stattdessen gab es nur freie Flächen, auf denen Gras ausgesät worden war. Mein Vater wandte sich an einen der Verantwortlichen: „Wollen Sie denn keine Wege anlegen?” Der Mann guckte ihn leicht erstaunt an und sagte dann: „Sicher. Aber wir müssen doch erst herausfinden, wo die Leute lang laufen.” Anstatt also im Vorfeld Wege anzulegen, sollten die neuen Bewohner die Wege selber ins Gras trampeln, damit man sie hinterher den Gewohnheiten entsprechend - heute würde man sagen: „kundenfreundlich” - anlegen könnte.

Mein Vater war angetan von der einfachen und doch so überzeugenden Lösung. Wieder zuhause, schlug er sie dem entsprechend verantwortlichen Stadtbaurat vor. Dieser sah ihn entrüstet an und antwortete: „Mit Verlaub - wo die Leute langgehen, das bestimmen hier immer noch wir.”



Montag, 16. Juni 2008

e.s.t.

an alle, die was damit anfangen können: http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/36/180480/

mich macht das betroffen.

Montag, 9. Juni 2008

Kultureller Widerstand?


Gerade zieht wieder eine in den Prenzlberg. Zieht vom erdnahen, hundekackegeprüften Friedrichshain in den Norden, dem urbanen Paradies der Alleinewohner und Kleinstfamilien. Sich einnistend in die begehrten Stadtbehausungen des Szenekiez; Spass, Spontanität und Subkulturelle Strukturen verdrängend, um kleinbürgerlich, spießig und stets naserümpfend die Lifestyle-Egomanen zu überrumpeln und die Berliner Kultur auszutrocknen. Eine Schwäbin! Eieiei... Eine von vielen, die das aufgeräumte Baden-Württembergische hinter sich zu lassen und nun in der fernen Hauptstadt für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Wo soll das noch hinführen? Müsste da nicht gegen angegangen werden? Sollte es nicht einen Aufstand der Unvernunft geben? Eine Zusammenrottung der Unanständigen, um sich zu wehren, gegen die zunehmende Schwabenkolonie im Prenzlauer Berg? So dachte es sich wohl zumindest der beherzte Plakatierer, der jüngst rund um den Arnswalder Platz seine Botschaften hinterließ. Eine Botschaft, die so wie der Fluss ins Meer in einer unendlichen Frage mündete: "Was wollt ihr eigentlich hier?" Während die Undemokraten unter den Zugewanderten mit Fingernägeln und Zähnen unwirsch versuchten, die rosa Plakate von den Littfassäulen, Zäunen und Bauarbeiterpinkelstuben zu ruppen, dachte einer ernsthaft über das metaphysische Ansinnen nach und gab Antwort. Eine ehrliche, wie mir scheint: "Spätzle essen, Du Seggel!" Und während die Sympatisanten des unerkannten Aktivisten und Kämpfer für die Berliner Kultur auf die nächste Eskalationsstufe warten, haben unzählige Schwaben nun einen weiteren Grund, an die Spree zu pilgern: die besten Spätzle Deutschlands. Na Mahlzeitle!