da sind wir wieder. Wir können also nicht auf dem einzigen Campingplatz am Milford Sound schlafen, da dieser seit Wochen komplett ausgebucht ist. Dann fahren wir halt wieder eine Stunde zurück und landen bei dieser lustigen Herberge. Es gibt eine Küche, Duschen, ein Museum, viele Sandflies und interessante Ausstellungstücke.
Wir sind noch nicht ganz im Süden der Südinsel und setzen unsere Reise weiter in Richtung Invercargill fort. Dabei übernachten wir mal wieder an der Tasmanischen See und zwar genau vor dieser Insel namens Monkey Island. Eine kräftige Briese weht uns um die Nase, aber es gibt einen Unterstand unter dem man schön windgeschützt mal wieder Pasta mit Tomatensoße und Thunfisch kochen kann. Bei Ebbe kann man zu der kleinen Erhebung rüber laufen, man soll sich aber vor den Affen in acht nehmen ;-) Die Maoris haben früher von dort aus nach Walen Ausschau gehalten und diese dann natürlich auch gejagt.
Weiter geht es nach Invercargill, einer Stadt mit immerhin 50.000 Einwohnern. Dort sollte es doch wohl ein Krankenhaus geben, denn die zwei Wochen nach meinem kleinen Unfall sind um und ich sollte auf Anraten des Arztes in Nelson wieder ein Röntgenbild anfertigen und beurteilen lassen. Mein Navi führt uns zu einem netten Anwesen - ein wirklich schickes Krankenhaus. An der Infotheke erfahre ich jedoch, dass es sich hierbei um ein Altenheim handelt - so schlimm ist meine Verletzung ja nun auch wieder nicht. Ich bekomme die richtige Adresse und werde nach einiger Wartezeit auch wieder geröntgt.
All zu viel hat sich noch nicht getan, es fühlt sich jedoch schon deutlich besser an. Ich darf den Moon Boot ablegen wenn ich möchte und den Fuß weiterhin mäßig belasten. Das lass ich mir nicht zwei mal sagen, denn das Ding ist echt ein Klotz am Bein. In Turnschuhen läuft sich es schon ganz gut, wenn auch noch nicht sehr weit, die Badeschlappen bleiben noch ein Weile im Kofferraum.
Nächster Halt Dunedin. Wir befinden uns jetzt schon wieder auf der Pazifik Seite und es geht auch wieder leicht nach Norden - das geht schnell hier in Neuseeland, einmal kurz nich aufgepaßt und schon ist man ganz woanders. Hier gibt es - wieder ein Kiwi Weltrekord - die steilste Straße der Welt. Auch hier sind Leute, die sich das anschauen wollen. Diese Touristen sind aber auch überall.
Die Straße aus der Stadt heraus läuft nicht direkt an der Küste entlang. Eine beschauliche Achter-Berg-und-Tal-Bahn (Das ist der State Highway 1) führt weiter nach Norden. Regelmäßig gibt es Hinweisschilder zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten oder Walks die man beschreiten kann. Wir biegen einfach mal ab und siehe da, hier gibt es einen Wasserfall. Vorrausgesetzt man läuft eine Stunde hin und zurück durch den Bush. Das ist noch etwas zu weit für mich, Stefan ist nach 40 Minuten wieder da und bringt ein paar Fotos mit. Für uns abgebrühte Neuseeland Angucker kein Spektakel, aber doch ganz nett.
Noch ein Stückchen weiter nördlich gibt es den Boulders Beach. Dort liegen ein paar Steine herum, die für ihre Größe (bis zu zwei Meter im Durchmesser) außergewöhnlich rund sind - und da, schon wieder Touristen, ein Café und zwei Walks zu diesem Strand.
Das Wetter hat sich gegen uns verschworen. Schon seit einiger Zeit ist es tagsüber heiter bis wolkig, um dann gegen Abend leicht bis kräftig zu schütten. Es scheint uns zu verfolgen, jeden Tag die gleiche Masche. Unser Plan gegen diese Unverfrorenheit ist es, einen Abstecher ins Landesinnere zu machen und so dem Unhold ein Schnippchen zu schlagen. Gesagt, getan.
Wir düsen also die 83 immer schön am Waitaki River entlang, ein mächtiger Fluss der ein riesiges Einzugsgebiet zu besitzen scheint. Der Fluss ist stellenweise so breit wie ein ganzer See. Da bleibt einem fast nichts anderes übrig als eine lange Mauer zu bauen und ein paar Turbinen einzubauen. Die Neuseeländer sind von der Natur einfach begünstigt, achtig Prozent der Energie stammt aus erneuerbaren Energien - Wasserkraft, Windkraft und Geothermie - da braucht man auch kein Atomkraftwerk.
17.000 Kilowatt liefert ein Generator der von dieser Turbine angetrieben wird, mehrere dieser Turbinen werden an dieser Station betrieben, insgesamt acht Stationen bis zum Lake Tekapo liefern 50% der in Neuseeland erzeugten Wasserkraft.
Die 83 trifft die 8, wir biegen rechts ab Richtung Twizel und pirschen uns jetzt praktisch von der östlichen Seite an die südlichen Alpen heran. Ein paar Kilometer hinter der Stadt stockt uns der Atem. Wir haben ja schon einige interessante Farben von Flüssen und Seen bewundert, aber was wir hier erblicken schlägt das alles um Längen. Ein absolut krasses Blau, im Hintergrund die Alpen - Lake Pukaki.
Ein Stückchen weiter das gleiche Bild, Lake Tekapo, eingebettet in die sonst vorherrschende Farbe der Landschaft, ein geniales Farbenspiel. Jedes mal wenn man sich umdreht muss man instinktiv nochmal nachschauen, ob man das wirklich gerade gesehen hat.
Wir campen am Lake McGregor der praktisch keine 500 Meter vom Lake Tekapo entfernt ist, und der hat welche Farbe? Ganz normales glasklares Wasser. Das soll einer verstehen.
Diverse Dauercamper mit kleinen Ruderbooten fahren auf den See hinaus und kommen zwei bis drei Stunden später mit hübschen Forellen wieder. Wir bleiben hier und versuchen unser Glück am nächsten Tag. Zwar können wir ab und zu welche im Wasser erkennen, aber keine schnappt nach Stefans oder meinem Köder. Wir wandern bis auf die andere Seite und versuchen es überall aber erreichen nichts, außer von den hier brütenden Vögeln verbellt zu werden.
Ich behaupte jetzt einfach mal wenn wir selbst auch so ein kleines Boot hätten, würden wir schon längst die Filets in der Pfanne brutzeln lassen. Ja, ich hab auch schon gefragt, ob wir uns mal eines leihen können, die Dauercamper waren aber nicht so überzeugt von dieser Idee.
Weiter campend bewegen wir uns auf Christchurch zu. Keine nennenswerten Vorfälle, Forellenbisse oder abgefahrene Farbenspiele sind zu beklagen. Dem Wetter ein Schnippchen zu schlagen hat funktioniert, kaum ein Wölkchen, kein Regen, Sonne, Sonne, Sternenhimmel weit und breit. Der Verkehr nimmt zu, mein Navi geleitet uns zielsicher ins Stadtzentrum. Jede Menge freie Parkplätze und verhältnismäßig wenig Touristen, dafür aber viel riesige Graffitikunst an Häuserfassaden prägen den ersten Eindruck. Eines kann man auch nicht übersehen, das schwere Erdbeben vom Februar 2011 hat auch heute noch, vier Jahre später, deutliche Spuren hinterlassen. Mitten im Zentrum auf dem Cathedral Square die schwer beschädigte Kathedrale. Es ist immer noch nicht klar ob sie wieder aufgebaut oder abgerissen wird.
Wir machen einen Stadtrundgang, oder - sehr zur Freude meines lädierten Fußes - eine Stadtrundfahrt. Man kann an jeder beliebigen Haltestelle ein- oder aussteigen und den ganzen Tag fahren.
Langsam wird einem das ganze Ausmaß der Katastrophe klar, diejenigen Gebäude die nicht eingestürzt sind werden provisorisch stabilisiert, andere hinterlassen riesige Baulücken, die vorübergehend in Parkplätze umfunktioniert werden, weitere sind seit 4 Jahren gesperrt, dürfen nicht betreten werden und werden bald gesprengt.
Wir gehen mal wieder was richtiges Essen. Es gibt Sushi. Die Straßenbahn fährt im 8 Minuten Takt vorbei, allerdings noch nicht die alte Route. Diese wird noch rekonstruiert.
Anschließend besuchen wir noch eine kleine Vorstellung zweier Akrobatenwitzbolde. Die beiden geben eine gute Show ab und ziehen eine Menge Leute an.
Wir besuchen außerdem den Hafenstadtteil Lyttelton, in dem das Zentrum des Erbebens in nur 6 km Tiefe lag. Dort sind immer noch Straßen gesperrt und nur noch Bilder errinnern an die ehemaligen Gebäude.
Damit endet unser Besuch der größten Stadt auf der Südinsel und wir nehmen den nächsten Campingplatz Richtung Norden.
Seid lieb gegrüßt und bis bald.
Stefan und Andres.