Freitag, 30. Januar 2015

Milford Sound - Invercargill - Dunedin - Lake Tekapo - Christchurch

Hallo Leute,

da sind wir wieder. Wir können also nicht auf dem einzigen Campingplatz am Milford Sound schlafen, da dieser seit Wochen komplett ausgebucht ist. Dann fahren wir halt wieder eine Stunde zurück und landen bei dieser lustigen Herberge. Es gibt eine Küche, Duschen, ein Museum, viele Sandflies und interessante Ausstellungstücke.





Wir sind noch nicht ganz im Süden der Südinsel und setzen unsere Reise weiter in Richtung Invercargill fort. Dabei übernachten wir mal wieder an der Tasmanischen See und zwar genau vor dieser Insel namens Monkey Island. Eine kräftige Briese weht uns um die Nase, aber es gibt einen Unterstand unter dem man schön windgeschützt mal wieder Pasta mit Tomatensoße und Thunfisch kochen kann. Bei Ebbe kann man zu der kleinen Erhebung rüber laufen, man soll sich aber vor den Affen in acht nehmen ;-) Die Maoris haben früher von dort aus nach Walen Ausschau gehalten und diese dann natürlich auch gejagt.


Weiter geht es nach Invercargill, einer Stadt mit immerhin 50.000 Einwohnern. Dort sollte es doch wohl ein Krankenhaus geben, denn die zwei Wochen nach meinem kleinen Unfall sind um und ich sollte auf Anraten des Arztes in Nelson wieder ein Röntgenbild anfertigen und beurteilen lassen. Mein Navi führt uns zu einem netten Anwesen - ein wirklich schickes Krankenhaus. An der Infotheke erfahre ich jedoch, dass es sich hierbei um ein Altenheim handelt - so schlimm ist meine Verletzung ja nun auch wieder nicht. Ich bekomme die richtige Adresse und werde nach einiger Wartezeit auch wieder geröntgt.


All zu viel hat sich noch nicht getan, es fühlt sich jedoch schon deutlich besser an. Ich darf den Moon Boot ablegen wenn ich möchte und den Fuß weiterhin mäßig belasten. Das lass ich mir nicht zwei mal sagen, denn das Ding ist echt ein Klotz am Bein. In Turnschuhen läuft sich es schon ganz gut, wenn auch noch nicht sehr weit, die Badeschlappen bleiben noch ein Weile im Kofferraum.

Nächster Halt Dunedin. Wir befinden uns jetzt schon wieder auf der Pazifik Seite und es geht auch wieder leicht nach Norden - das geht schnell hier in Neuseeland, einmal kurz nich aufgepaßt und schon ist man ganz woanders. Hier gibt es - wieder ein Kiwi Weltrekord - die steilste Straße der Welt. Auch hier sind Leute, die sich das anschauen wollen. Diese Touristen sind aber auch überall.


Die Straße aus der Stadt heraus läuft nicht direkt an der Küste entlang. Eine beschauliche Achter-Berg-und-Tal-Bahn (Das ist der State Highway 1) führt weiter nach Norden. Regelmäßig gibt es Hinweisschilder zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten oder Walks die man beschreiten kann. Wir biegen einfach mal ab und siehe da, hier gibt es einen Wasserfall. Vorrausgesetzt man läuft eine Stunde hin und zurück durch den Bush. Das ist noch etwas zu weit für mich, Stefan ist nach 40 Minuten wieder da und bringt ein paar Fotos mit. Für uns abgebrühte Neuseeland Angucker kein Spektakel, aber doch ganz nett.






Noch ein Stückchen weiter nördlich gibt es den Boulders Beach. Dort liegen ein paar Steine herum, die für ihre Größe (bis zu zwei Meter im Durchmesser) außergewöhnlich rund sind - und da, schon wieder Touristen, ein Café und zwei Walks zu diesem Strand.


Das Wetter hat sich gegen uns verschworen. Schon seit einiger Zeit ist es tagsüber heiter bis wolkig, um dann gegen Abend leicht bis kräftig zu schütten. Es scheint uns zu verfolgen, jeden Tag die gleiche Masche. Unser Plan gegen diese Unverfrorenheit ist es, einen Abstecher ins Landesinnere zu machen und so dem Unhold ein Schnippchen zu schlagen. Gesagt, getan.

Wir düsen also die 83 immer schön am Waitaki River entlang, ein mächtiger Fluss der ein riesiges Einzugsgebiet zu besitzen scheint. Der Fluss ist stellenweise so breit wie ein ganzer See. Da bleibt einem fast nichts anderes übrig als eine lange Mauer zu bauen und ein paar Turbinen einzubauen. Die Neuseeländer sind von der Natur einfach begünstigt, achtig Prozent der Energie stammt aus erneuerbaren Energien - Wasserkraft, Windkraft und Geothermie - da braucht man auch kein Atomkraftwerk.


17.000 Kilowatt liefert ein Generator der von dieser Turbine angetrieben wird, mehrere dieser Turbinen werden an dieser Station betrieben, insgesamt acht Stationen bis zum Lake Tekapo liefern 50% der in Neuseeland erzeugten Wasserkraft.



Die 83 trifft die 8, wir biegen rechts ab Richtung Twizel und pirschen uns jetzt praktisch von der östlichen Seite an die südlichen Alpen heran. Ein paar Kilometer hinter der Stadt stockt uns der Atem. Wir haben ja schon einige interessante Farben von Flüssen und Seen bewundert, aber was wir hier erblicken schlägt das alles um Längen. Ein absolut krasses Blau, im Hintergrund die Alpen - Lake Pukaki.


Ein Stückchen weiter das gleiche Bild, Lake Tekapo, eingebettet in die sonst vorherrschende Farbe der Landschaft, ein geniales Farbenspiel. Jedes mal wenn man sich umdreht muss man instinktiv nochmal nachschauen, ob man das wirklich gerade gesehen hat.



Wir campen am Lake McGregor der praktisch keine 500 Meter vom Lake Tekapo entfernt ist, und der hat welche Farbe? Ganz normales glasklares Wasser. Das soll einer verstehen.

Diverse Dauercamper mit kleinen Ruderbooten fahren auf den See hinaus und kommen zwei bis drei Stunden später mit hübschen Forellen wieder. Wir bleiben hier und versuchen unser Glück am nächsten Tag. Zwar können wir ab und zu welche im Wasser erkennen, aber keine schnappt nach Stefans oder meinem Köder. Wir wandern bis auf die andere Seite und versuchen es überall aber erreichen nichts, außer von den hier brütenden Vögeln verbellt zu werden.



Ich behaupte jetzt einfach mal wenn wir selbst auch so ein kleines Boot hätten, würden wir schon längst die Filets in der Pfanne brutzeln lassen. Ja, ich hab auch schon gefragt, ob wir uns mal eines leihen können, die Dauercamper waren aber nicht so überzeugt von dieser Idee.

Weiter campend bewegen wir uns auf Christchurch zu. Keine nennenswerten Vorfälle, Forellenbisse oder abgefahrene Farbenspiele sind zu beklagen. Dem Wetter ein Schnippchen zu schlagen hat funktioniert, kaum ein Wölkchen, kein Regen, Sonne, Sonne, Sternenhimmel weit und breit. Der Verkehr nimmt zu, mein Navi geleitet uns zielsicher ins Stadtzentrum. Jede Menge freie Parkplätze und verhältnismäßig wenig Touristen, dafür aber viel riesige Graffitikunst an Häuserfassaden prägen den ersten Eindruck. Eines kann man auch nicht übersehen, das schwere Erdbeben vom Februar 2011 hat auch heute noch, vier Jahre später, deutliche Spuren hinterlassen. Mitten im Zentrum auf dem Cathedral Square die schwer beschädigte Kathedrale. Es ist immer noch nicht klar ob sie wieder aufgebaut oder abgerissen wird.


Wir machen einen Stadtrundgang, oder - sehr zur Freude meines lädierten Fußes - eine Stadtrundfahrt. Man kann an jeder beliebigen Haltestelle ein- oder aussteigen und den ganzen Tag fahren.


Langsam wird einem das ganze Ausmaß der Katastrophe klar, diejenigen Gebäude die nicht eingestürzt sind werden provisorisch stabilisiert, andere hinterlassen riesige Baulücken, die vorübergehend in Parkplätze umfunktioniert werden, weitere sind seit 4 Jahren gesperrt, dürfen nicht betreten werden und werden bald gesprengt.





Wir gehen mal wieder was richtiges Essen. Es gibt Sushi. Die Straßenbahn fährt im 8 Minuten Takt vorbei, allerdings noch nicht die alte Route. Diese wird noch rekonstruiert.


Anschließend besuchen wir noch eine kleine Vorstellung zweier Akrobatenwitzbolde. Die beiden geben eine gute Show ab und ziehen eine Menge Leute an.



Wir besuchen außerdem den Hafenstadtteil Lyttelton, in dem das Zentrum des Erbebens in nur 6 km Tiefe lag. Dort sind immer noch Straßen gesperrt und nur noch Bilder errinnern an die ehemaligen Gebäude.



Damit endet unser Besuch der größten Stadt auf der Südinsel und wir nehmen den nächsten Campingplatz Richtung Norden.

Seid lieb gegrüßt und bis bald.

Stefan und Andres.

Montag, 19. Januar 2015

Murchison – West Coast – Wanaka – Queenstown – Milford Sound

Hallo Leute,

das Auto läuft also wieder und wir fahren nach Murchison zu unserer Unterkunft die wir für eine Woche gebucht haben, um dort den Jahreswechsel zu feiern und ganz viele Forellen zu fangen. Mit unseren Vermietern sind wir an der örtlichen Tankstelle verabredet, die eigentliche Hütte liegt noch mal 30 km außerhalb. Um die Miete zu zahlen, suchen wir vergebens einen Geldautomaten. Es gibt zwar einen, allerdings nur für inländische Bankkonten, keine Visa, Master oder EC-Karten werden akzeptiert. Dafür gibt es einen 2nd Hand Laden in dem man so ziemlich alles was noch halbwegs funktioniert kaufen kann.
rust&dust
Wir treffen unsere Vermieter und erklären die Situation, kein Problem, ihr könnt auch später bezahlen, Hauptsache ihr haut nicht einfach ab. Aber wo ist denn nun der nächste Geldautomat, wir sind doch schon in der größten Stadt mitten im Nirgendwo. Naja, in Westport gibt es sicher einen, das ist ca. eineinhalb Stunden Autofahrt Richtung Westen. Da der örtliche Supermarkt auch nicht viel zu bieten hat und außerdem etwas überteuert ist, fahren wir also am nächsten Tag nach Westport (ca. 7000 Einwohner) um Geld zu holen, richtige Lebensmittel einzukaufen, unsere Registration fürs Auto zu verlängern und die eine oder andere Spirituose für die Silvesterparty zu besorgen. Wir halten mal kurz an einer Brücke um einen Blick in einen der vielen Flüsse der Region zu werfen und was sehen wir dort? Da schwimmt eine Forelle in der seichten Strömung und schnappt nach Insekten, die an der Oberfläche vorbei treiben. Das stimmt uns positiv.

Die Unterkunft ist mit allem was man so braucht eingerichtet. Ein kleiner Kühlschrank, Dusche und WC, ein kleiner Herd, Geschirr, separates Schlafzimmer u.s.w. Die Sandfliegen sind hier äußerst aggressiv, aber es gibt Gage vor den wichtigen Fenstern. Es gibt sogar einen Fernseher, aber keinen Empfang für Mobiltelefone.
bach
Sobald es irgendwo Strom gibt, nutzen wir die Gelegenheit um unsere Geräte wie zum Beispiel Laptop, Rasierapparat, elektrische Zahnbürste, Telefon u.s.w. aufzuladen. Das gibt manchmal einen ganz schönen Adapter - Verteiler - Netzteil - Kabel - Salat.
akkuladen
Aber auch richtigen Salat zum essen und anderes aus Pfanne und Ofen kann man hier endlich mal zubereiten. Wir machen reichlich davon gebrauch. Auch wenn wir noch keinen Fisch haben, kann sich unser Silvesterdinner durchaus sehen lassen.
silvesteressen
Wir man vielleicht erkennen kann, ist die Flasche Rum bereits halb leer, oder halb voll, für die Optimisten. Trotzdem stoßen wir um Mitternacht standesgemäß mit Sekt an und begrüßen das neue Jahr 2015. Auch euch wünschen wir ein gesundes und glückliches 2015.
Leider fängt das neue Jahr mit Regen an und das nicht zu knapp. Das ist zwar gut gegen Sandfliegen aber schlecht zum angeln, denn die Flüsse verfärben sich ins Bräunliche und man kann auch keine Fische mehr darin erkennen.

wasserfälle
Auch wenn sich das Wetter wieder bessert, dauert es ein paar Tage bis die Farbe weicht und man wieder klares Wasser hat.
braunerFluss
Wir versuchen an allen möglichen Stellen Zugang zu den Flüssen zu bekommen, können aber leider keinen Fisch an Land ziehen. Irgendwie bin ich bei einem dieser Versuche blöd mit dem Fuß umgeknickt und kann mich nur noch langsam und mit Schmerzen fortbewegen. Die betreffende Stelle verfärbt sich blau und laufen kann ich fast gar nicht mehr. Da es der rechte Fuß ist, geht auch Auto fahren nicht mehr. Ich will sicher gehen dass nichts gebrochen ist und beschließe einen Arzt zu konsultieren. Es ist Samstag, aber selbst unter der Woche gäbe es hier in Murchison keine Möglichkeit einen Fuß zu röntgen, also fahren wir knapp zwei Stunden zurück nach Nelson. Wir finden das Krankenhaus und Stefan schiebt mich mit dem Rollstuhl zum Doktor.
rollstuhl
Ich zahle $100,- pauschale und werde untersucht. Der Arzt googelt den Namen des verdächtigen Knochens am Fuß und schickt mich dann zum Röntgen. Dort erfahre ich, dass ich mir die $100,- hätte sparen können, denn jeder der in Neuseeland einen Unfall hat, wird kostenlos behandelt, egal ob Ausländer oder krankenversichert. Ich war halt nur beim falschen Arzt und hätte gleich zur offiziellen Notaufnahme gehen sollen. Jedenfalls werde ich dann nach geraumer Wartezeit und etlichem Schreibkram auch geröntgt und bekomme eine gute und eine schlechte Nachricht. Letztere: der Knochen ist gebrochen, Erstere: er sitzt in einer guten Position. Die Behandlung gestaltet sich derart, dass ich einen so genannten Moon Boot tragen muss, eine Art Schiene in Form eines Schuhs zum an- und ablegen. In sechs Wochen soll wohl wieder alles schick sein, in zwei bis drei Wochen soll ich versuchen wieder normales Schuhwerk zu tragen und eventuell nochmal einen Arzt aufsuchen.
moonboot
Wir fahren zurück zur Hütte und verbringen dort unsere letzte Nacht bevor wir wieder campen, und zwar diesmal volle vier Wochen am Stück, ehe wir wieder zum woofen verabredet sind.

Es geht weiter Richtung Süden, wir nehmen die Route an der Westküste entlang, die Berge werden immer höher, die Gipfel sind schneebedeckt. Es gibt hier nur diese eine Straße die sich in Nord-Süd Richtung zwischen Alpen und Tasmanischer See windet. Die Flüsse nehmen plötzlich eine neue Farbe an, irgend etwas zwischen hellblau-grün-türkis.
türkiserFluss
Hunderte von Gletschern in den Alpen zermahlen Gestein zu feinem Sediment, die Flüsse tragen es ins Tal, wodurch die Färbung zustande kommt. Eine ehemalige Brücke deren Pfeiler noch stehen und mit Metall verkleidet sind, lassen diese Kombination irgendwie surreal erscheinen.
altebrücke
Wir lassen den Fox und den Franz Josef Gletscher links liegen, ein Walk kommt für mich nicht in Frage, die Wolken nehmen jegliche Sicht von den Aussichtspunkten, typisch Westküste.

Seit einigen Tagen quält mich ein Übelkeitsgefühl in der Magengegend und schlägt mir aufs Gemüt. Ich esse kaum noch, fühle mich schlapp und gehe zeitig schlafen.

Wir erreichen Haast und nehmen den Pass Richtung Wanaka. Weiter nach Süden geht es hier an der Westküste nicht, zumindest nicht mit dem Auto. Auch die Seen haben die Farbe der Flüsse angenommen, nur etwas dunkler. Die Berggipfel reflektieren das Licht silbrig glänzend. Wir campen am Lake Wanaka.
lakewanaka2
Kurz nach dem ich mich ins Bett lege, packt mich der Schüttelfrost. Ich fiebere und schwitze die ganze Nacht durch, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Das war ziemlich übel, aber mir geht es deutlich besser am nächsten Tag. Noch einen Tag später und ich bin wieder fit, keine Magenschmerzen, kein Fieber aber einen Bärenhunger. Stefan ließt aus seinem Reiseführer, dass es in manchen Flüssen Parasiten gibt, die über den Mund in den Darm eindringen und drei Wochen später Übelkeit und Durchfall auslösen. Die Symptome sind ziemlich treffend, aber welcher Fluss das jetzt vor drei Wochen war… keine Ahnung.

Wir fahren weiter Richtung Queenstown, das liegt auf dem Weg zum Milford Sound. Lee hatte uns atemberaubende Bilder von dort gezeigt. Das wollen wir uns ansehen. Kurz vor der Stadt halten wir an der Karawau Suspension Bridge (Hängebrücke) und schauen zu, wie sich wagemutige Actiontouristen von dieser im Minutentakt an einem Gummiseil befestigt für $ 195,- herunter schubsen lassen. A. J. Hackett – natürlich ein Kiwi – ist der Erfinder des Bungee Jump.
haengebruecke
bungyjump
Leider braucht unser Auto wiedermal eine Werkstatt, die Gummimanschetten an den Antrieben sind gerissen, in engen Kurven knackt es bedenklich im rechten Kreuzgelenk. Weitere Schotterstraßen wollen wir in diesem Zustand nicht riskieren. Wir machen einen Termin mit einer Werkstatt – in drei Tagen. Ok, fahren wir also an den schönen Wakatipu See der sich hier direkt bei Queenstown befindet.




Der See ist 300 km² groß und hat sogar Gezeiten. Die Maoris erklären sich das Phänomen damit, dass am Grund des Sees ein Ungeheuer schläft, dessen Herzschlag den Wasserspiegel ca. alle zehn Minuten um zwölf Zentimeter hebt und senkt. Wissenschaftler der westlichen Welt machen Luftdruckschwankungen über dem See dafür verantwortlich.
lakequeenstown
Wir verbringen drei Tage am See, nicht ohne angeln zu gehen. Stefan hat einen Biss an seiner Fliegenrute, er haut kräftig an, ich sehe die Forelle in hohem Bogen durch die Luft fliegen - nachdem sie sich vom Haken gelöst hat. Wir nähern uns dem Ziel.

Das Auto geht in die Werkstatt, 3 Stunden später und $ 350,- ärmer geht es weiter in Richtung Milford Sound. Es ist ein ganz schöner Umweg, man fährt ca. 100 km in eine Sackgasse, soll heißen man muss die 100 km auf jeden Fall auch wieder zurück. Egal, wer weiß wann man mal wieder hier ist. Die Straße geht steil bergauf, der Motor kommt ins schwitzen, an der höchsten Stelle der Strecke kommt dann zum allerersten Mal auf unserer Reise ein Tunnel, auch einspurig, wie die meisten Brücken, aber sicherheitshalber mit Ampelanlage. Die Keas, eine Papageienart, lauern die wartenden Touristen auf und wissen ganz genau, daß der ein oder andere eine Scheibe Brot oder sonstiges zum Fressen dabei hat.
tunneleinfahrt
Im Tunnel ist es duster und es tropft hier und da von der Decke. Es ist halt einfach eine Röhre in den Fels gebohrt, gesprengt, gemeißelt oder wie auch immer man so was macht.




Wir kommen also endlich an diesem sagenumwobenen Fjord an. Das Wetter ist bescheiden. Es gibt einen 20 Minuten Walk zum Strand, ich wage es und humpele mit Stefan den gut ausgebauten Weg entlang. Man sieht verdammt hohe Berge, Wasserfälle, Ausflugsdampfer, Hubschrauber und kleine Flugzeuge, die die Touristen durch die Gegend chauffieren.
milfordberge
milforpanorama
milfordfälle
Natürlich wollen wir wenigstens eine Nacht hier bleiben, Stefan würde außerdem gerne für morgen eine Bootstour buchen. Wir fahren zum einzigen Campingplatz. Dieser ist seit Weihnachten täglich ausgebucht. Es ist nicht nur Hochsaison für ausländische Touristen, auch die Kiwis haben große Sommerferien. Der nächste Campingplatz ist eine Autostunde entfernt, hinter dem Tunnel. Wir hätten vorher buchen müssen. Dann halt nicht. Wir fahren also wieder zurück. Soweit bis hierhin.

Liebe Grüße aus Neuseeland,
Stefan und Andreas.

Donnerstag, 8. Januar 2015

Woofing 2

Hallo,

wir sind es wieder. Wir sind jetzt also bei Mike, das letzte Haus am Ende der Straße.



Es gibt nicht viel zu tun. Die Uhren scheinen hier etwas anders zu ticken, wir passen uns an. Die meiste Zeit verbringen wir damit auf der Veranda zu sitzen.

veranda

Ein paar Sachen gibt es allerdings doch zu tun. Zum Beispiel hat Mike vor, auf dem Luminate Festival, das jedes Jahr Ende Januar auf dem Takaka Hill stattfindet, eine Art Infotafel aufzustellen. Dort sollen einige nützliche Knoten in Bild und Echtform dargestellt werden und ein Übungstampen zum nachmachen daran befestigt werden. Wir gehen also in den Wald und sägen ein paar Bäumchen. Anschließend schälen wir die Rinde ab, was größtenteils erstaunlich leicht, ganz einfach mit den Händen zu bewerkstelligen ist. Unter der Rinde verbirgt sich ein schönes, glattes Stück Holz.

schälen1

Dieses wird dann mit gekochtem Leinöl (wahrscheinlich so etwas wie Leinölfirnis) einbalsamiert und fertig ist das Bauholz für die Infotafel. Das war eine leichte Arbeit, die schnell zu schönen Ergebnissen führte. Da haben wir uns definitiv eine ausgedehnte Pause verdient. Wir verbringen den Rest des Tages auf der Veranda und schauen den Wolken beim vorbeiziehen zu.





Aber es gibt auch noch andere Sachen zu tun. Eine klassische Aufgabe für Woofer in Neuseeland: eingeschleppte Pflanzen aus aller Welt, die hier wuchern wie die Pest, zu bekämpfen. In unserem Fall Blackberry; stachelige, rankende, frische, verholzte, fiese Blackberry, zu deutsch Brombeere. Das Werkzeug unserer Wahl ist eine lange Heckenschere und eine Harke.

brombeere1
brombeere2

Das ginge eigentlich ganz gut, wenn da nicht dieser gnadenlose, grelle Stern am Himmel ohne unterlass auf uns herniederbrennen würde. Ich schwitze, mach mich frei und bekomme sofort einen kleinen Sonnenbrand auf meinen bleichen Schultern. Ich weiß nicht so recht wie ich es beschreiben soll, ein Foto hilft da wahrscheinlich wenig, aber die Sonne, ist so unwahrscheinlich heiß, das es uns selbst am Abend beim Nichts tun (bzw. auf der Veranda sitzen) den Schweiß auf die Stirn treibt. Noch ein Stückchen weiter nach links, dann ist sie endlich hinter dem Hügel verschwunden.

sonne
veranda4

Vielleicht könnt ihr euch jetzt ungefähr ausmalen, wie es um unsere Arbeitsmoral um zwölf Uhr Mittags beim Blackberry bekämpfen bestellt ist. Ein paar kurze Pausen im Schatten, eine paar erfrischende Grapefruit-Orangen-Mix-Früchte zwischendurch, aber nach zwei Stunden Arbeit geht einfach gar nichts mehr.

pause
Zumal die Harke den Anforderungen wohl doch nicht ganz gewachsen ist, erst reißt sie ab, einen Tag später, nachdem wir sie ordentlich befestigt haben, bricht sie ab. Wir reparieren die Harke und gehen lieber im Motueka Fluß baden. Ein paar Wagemutige springen sogar von einer der tausenden einspurigen neuseeländischen Hängebrücken.

hängebrücke

Obwohl wir gerade erst die Sonnenwende hatten und ihr auf der Nordhalbkugel die längste Nacht und wir, auf der Südhalbkugel, den längsten Tag erleben durften, kann man von hier oben, fern von jeder Licht- und Luftverschmutzung einen grandiosen Sternenhimmel beobachten. Ganz deutlich ist das Kreuz des Südens auch mit dem fünften Stern, den die Australier mit in ihre Flagge übernommen haben, sichtbar.

kreuzdessüdens

Es gibt mehr Arbeit. Rebecca kommt beinahe täglich vorbei, um sich mit den Pferden von Mikes Exfrau zu beschäftigen, die hier hinterm Haus grasen.

rebecca

Damit auch sie nicht unter der glühenden neuseeländischen Sonne Hufe schneiden muss, soll ein Schatten spendender Unterstand gebaut werden. Dazu werden von Mikes Nachbarn zwei Holzstämme besorgt. Diesmal etwas dicker und auch die Rinde lässt sich nicht so leicht entfernen. Mit dem richtigen Werkzeug jedoch, alles kein Problem.

schälen

Auch diese werden wieder mit reichlich Leinölfirnis eingeölt

ölen

und zwei schicke, dicke, haltbare Ständer kommen dabei heraus.

baumstamm

Nicht schlecht, reicht aber für heute, Zeit für die Veranda.

veranda3

Falls ihr euch fragt, was wir eigentlich die ganze Zeit da machen (auf der Veranda), wir sitzen ja nicht alleine hier. Mike sitzt daneben. Er hatte ein sehr bewegtes Leben. Aus diesem erzählt er immer neue Geschichten aus seiner Kindheit, seiner Zeit bei der Marine, als Knochenschnitzer in Wellington, aus dem Gefängnis und so weiter. Er zeigt uns einige Fotos von den über 400 Woofern (wie gesagt, nur nette Mädchen) die bereits bei ihm waren.

Übrigens, es ist Weihnachten. Kommt einem gar nicht so vor, wenn man täglich von der Sonne gebrutzelt wird und baden geht. Bescherung fällt aus, Geschenke kaufen braucht man allerdings auch nicht. Das ist völlig in Ordnung so, das Essen lassen wir jedoch auf keinen Fall ausfallen. Mikes Nachbarn kommen vorbei.
Ganz rechts sitzt die Tochter von einem ausgewanderten Paar (2. u. 3. von rechts) aus Deutschland. Also eine echte Kiwi. Die Eltern sind dann wieder zurück nach Deutschland, sind aber jetzt gerade wieder zu Besuch. Rechts neben Mike sitzt der Freund von der Tochter der offenbar auch ausgewandert ist und seit 2 Jahren hier wohnt. Sie haben drei Kinder die auch alle Kiwis, aber scheinbar nicht alle von ihm sind. Gesprochen wird englisch, denn einer versteht kein deutsch. Alle (außer die Großeltern und wir) sprechen Englisch und Deutsch als Muttersprache, oder?

Falls ihr jetzt etwas verwirrt seid, ist das nur gut, denn meine Hand würde ich für die Informationen nicht ins Feuer legen, aber so oder ähnlich muss es sich zugetragen haben. Jedenfalls bringt jeder was mit und der Tisch ist gedeckt.

essen

Langsam wird es mal wieder Zeit für eine Abkühlung. Mike erzählt uns wo die Locals baden gehen, dort wo wir waren, gehen doch nur die Touristen hin.

schwimmen

Auch nicht schlecht, allerdings war der Strand nur circa einen Meter breit und drei Meter lang und wir waren zehn Leute. Wenn also jemand aus dem Wasser wollte musste erst mal jemand anderes rein.

Die Feiertage sind vorbei, langsam könnten wir mal wieder was tun. Ich schaue mir den Garten an und stelle fest, dass dort wesentlich mehr Unkraut als Nutzpflanzen steht. Da das Unkraut gerade blüht, wäre jetzt ein sehr guter Zeitpunkt mal alles rauszureißen, bevor es Samen abwirft. Also gut.

gartenarbeit

Nach drei vollen Schubkarren ist das gröbste erledigt, zumindest erkennt man jetzt wieder Mais, Kartoffeln, Zucchini, Kürbis, Zwiebeln, Salat und Silverbeet, so etwas ähnliches wie Spinat. Wohin mit dem Zeug? Na klar, was für den Menschen Unkraut, ist für die Pferde ein Leckerbissen.

pferde

Langsam wird es für uns Zeit die Sachen zu packen, ich persönlich habe die Zeit hier sehr genossen. Wir haben ab übermorgen eine kleine Hütte in Murchison gebucht, wo wir das neue Jahr begrüßen und ein paar Forellen fangen wollen.
Wir waschen nochmal unsere Sachen und warten bis Mike aufgestanden ist, um uns zu verabschieden. Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass er nicht unbedingt sehr lange schläft, er jedoch für normale Bewegungen unheimlich lange braucht. Er hat zwar den Krebs besiegt, leidet jedoch schon seit einer Weile an einer Nervenkrankheit, ich glaube ALS, er verliert langsam die Kontrolle über seine Muskeln. Wir sagen also Tschüss und Mike macht noch ein Foto von uns.
Dann ab ins Auto, Schlüssel rumdrehen – geht nicht an. Wir rufen Paul, Mikes Nachbar, der ist KFZ Mechaniker. Die Fehlersuche ergibt: kein Funke. Wir verdächtigen die Zündspüle und messen nochmal nach. An der ersten Wicklung kommt noch was an, hinter der zweiten aber nichts mehr raus. Es ist Sonntag, also setzen wir uns erst mal wieder auf die Veranda.

veranda2

Ich drehe eine Runde mit Mikes Quad. So ein Teil wollte ich schon immer Mal fahren. Gar nicht so einfach, Gas gegeben wird mit dem Daumen. Das Quad ist Mikes Pferd, es erhöht seinen Bewegungsradius ungemein und er kann es selbstständig bedienen.

mike_quad

Am nächsten Tag leiht uns Mike sein Auto. Wir fahren nach Motueka um eine neue Zündspule zu besorgen. Leider nicht auf Lager. Sie rufen für uns in Nelson an, noch eine auf Lager! Wir reservieren das Teil, fahren nach Nelson und zahlen $47,- NZD, das ist günstig würde ich sagen. Verteilerkappe und Finger sahen auch nicht mehr so gut aus, kosten aber astronomisch viel mehr. Also wieder zurück zu Mike. Unterwegs regnet es in strömen, bei Mike auf dem Hügel ist alles trocken. Wir bauen das Teil ein und drücken die Daumen. Der Motor hustet und stottert ein bisschen von den vielen Startversuchen, aber dann läuft er wieder rund. korpus delicti:

zündspule

Bis zum nächsten mal, Stefan und Andreas.